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Gelbbauchunke - Bombina variegata variegata (Bauchseite)

 

Gelbbauchunke - Bombina variegata variegata

 rufende Gelbbauchunke

Vorkommen:

Verbreitungskarte der Gelbbauchunke - Bombina variegata variegata

 

In Deutschland westlich der Elbe, Schweiz, Österreich,

Böhmen und Mähren, Galizien, Siebenbürgen, Banat und Istrien.

Frankreich, Norditalien, westlicher Balkan, Rumänien, Moldawien, Ungarn und Solowakei.

 

Haltungsbericht:

Eine meiner Gelbbauchunken.

Gelbbauchunkenlaich

3 kleine Gelbbauchunken

rufendes Gelbbauchunken-Männchen

Mein neuer Gelbbauchunken-Teich ist noch nicht ganz fertig, aber schon voller Quappen.

 

Gelbbauchunken gehören zu meinen liebsten Pfleglingen.

Da sie tagaktiv sind und fast immer am Teichufer sitzen,

kann man sie besonders gut beobachten.

Ihre Rufe sind recht leise und stören auch abends nicht.

 

Die Nachzucht ist nicht besonders schwer und ihre Ansprüche nicht groß.

Daher ist sie gut als Terrarientier geeignet.

Lediglich die Aufzucht der Jungunken erfordert ein bisschen mehr Aufwand.

 

Unken kommen meist als letzte Froschlurche aus dem Winterschlaf.

Die meisten anderen Arten sind dann bereits fertig mit der Paarung.

 

Ich habe 3 Freigehege mit Gelbbauchunken besetzt.

Sie haben jeweils etwa 4 x 5 m große Gehege mit mindestens

2 Teichen und mehreren kleinen Wasserstellen.

Die Männchen halten sich das ganze Jahr im Laichgewässer auf.

Das muss frei von Pflanzen und sonnig sein.

Als Boden eignet sich Lehm besonders gut.

Die Weibchen und Jungtiere besiedeln kleinere Gewässer in der Nähe des Laichgewässers.

Die Kaulquappen der Gelbbauchunke haben einen marmorierten Schwanz, durchsichtige Haut und herzförmige Pupillen.

 

Die Weibchen wandern dann nachts zu den Männchen

und paaren sich den ganzen Sommer lang.

Dabei werden täglich nur einige wenige Eier abgelegt.

So hat der Nachwuchs in jedem Entwicklungsstadium immer genug Futter.

Nach etwa 2 Monaten sind die Jungunken fertig entwickelt und gehen an Land.

Ist das Wasser durch Pflanzenbewuchs zu schattig und zu kühl,

entwickeln sich die Kaulquappen viel langsamer.

Unter Umständen schaffen sie die Umwandlung nicht im 1. Jahr

und müssen als Kaulquappe überwintern.

Dies kann in ungünstigen Jahren auch so passieren und ist kein Problem,

wenn der Teich tief genug ist.

Werden die Jungtiere von den Eltern versehentlich erbeutet,

spucken die Alttiere sie wieder aus.

Als frisch geschlüpfte Larven werden sie aber manchmal gefressen.

Man kann also ohne Probleme die Jungtiere bei den Eltern lassen,

wenn genug Platz und Futter vorhanden ist.

Die kleine Unken sind etwa 1 cm lang und wachsen ehr langsam.

 

Sie ernähren sich vor allem von Mücken und Mückenlarven, Wasserflöhen,

Springschwänzen und anderen kleinen Insekten.

Unken können nicht mit der Zunge Insekten fangen,

sondern ergreifen ihre Beute mit dem ganzen Maul.

Dafür können sie aber sehr gut an der Wasseroberfläche und unter Wasser jagen.

Dies muss man unbedingt bei der Aufzucht berücksichtigen.

Kleine Heimchen z.B. sind viel zu schnell für kleine Unken, ebenso wie Obstfliegen.

Daher gibt es im Handel kaum Ergänzungsfutter für sie zu kaufen.

Die adulten Unken fressen vor allem ins Wasser gefallene Insekten aller Art.

Auch Spinnen, Raupen, Würmer, Mückenlarven, Bachflohkrebse,

Wasserasseln und Larven von Molchen werden gefressen.

Zufüttern kann man mit Mehlwürmern und Maden aus dem Angelladen.

Unken kennen ihren Pfleger schnell und wissen, wann es Futter gibt.

Man kann sie sogar mit Pinzette füttern und sie werden regelrecht zahm.

 

Adulte Unken haben nur wenig Feinde durch ihr starkes Hautgift.

Elstern und Waschbären sind wohl im Freilandterrarium die Hauptfeinde.

Waschbären schälen Amphibien die giftige Haut ab und fressen nur die Innereien.

In der Natur werden sie auch von Ringelnattern, Wildschweinen und Eulen gefressen.

Hauptfeinde der Kaulquappen sind vor allem Libellenlarven und Molche.

Auch Amseln und Wasservögel fressen die Kaulquappen.

In sehr kleinen Tümpeln können auch Katzen als Fressfeind dazu kommen.

Daher ist es ratsam, den Teich oder die ganze Anlage

mit einem Vogelnetz vor Feinden zu schützen.

Dies hindert auch Libellen daran, Eier ins Wasser zu legen.

Außer dem sollte ein Unkenteich mindestens einmal im Jahr komplett austrocknen,

um Libellenlarven und andere Raubinsekten fern zu halten.

Fische und Teichfrösche im Unkenteich darf es ebenso nicht geben,

sonst werden gar nicht erst Eier abgelegt.

Teichfrösche würden Kaulquappen, Jungunken und auch adulte Unken fressen,

sobald nicht genug Futter für alle vorhanden ist

und Teichfrösche haben immer Hunger!

Überwintert wird meist an Land.

Hier sollte es Steinhaufen geben,

in die sich die Unken leicht zurück ziehen können.

Gut graben können Unken nicht,

daher sind sie auf leicht zugängliche Verstecke angewiesen.

In der Natur sind das wohl auch oft Mäuselöcher.

 

Vergesellschaften kann man Gelbbauchunken gut

mit Geburtshelferkröten und Knoblauchkröten.

Kreuzkröten und Wechselkröten eignen sich nur bedingt,

da sie sich bei der Paarung gegenseitig stören können.

Molche eignen sich nicht, da sie die Kaulquappen der Unken fressen.

Bei der geringen Anzahl an Eiern, die die Unken legen, reicht ein einziger Molch aus,

um den ganzen Nachwuchs eines Gelbbauchunken-Pärchens aufzufressen,

besonders dann, wenn nur ein einziges Gewässer vorhanden ist.

Laubfrösche sind auch gut mit Gelbbauchunken zu vergesellschaften,

wenn es in der Nähe des Teiches Streucher und Bäume gibt,

die die Laubfrösche bewohnen können.

Auch alle einheimischen Eidechsen kann man gut

mit Unken gemeinsam in einem Freigehege halten.

Rotbauchunken und Gelbbauchunken können bastardisieren

und sind nicht zur Vergesellschaftung geeignet.

 

Im Zimmerterrarium ist die Haltung im Vergleich mit

den anderen einheimischen Froschlurchen ehr einfach.

Die adulten Unken können in einem üblichen Aquarium

mit einer Korkinsel gut gehalten werden.

Sie können gut an Scheiben klettern

und daher muss das Becken gegen überklettern gesichert werden!

Da sie schnell zahm werden, ist auch die Fütterung mit Pinzette kein Problem.

Ein kleiner Landteil kann die Fütterung erleichtern.

Hier kann man gut Mehlwürmer, Regenwürmer usw. anbieten.

Ein kleiner Strahler sollte den Unken das Sonnen ermöglichen.

UV-Licht ist ebenfalls gut für die Gesundheit der Tiere

und vor allem für Jungunken sehr wichtig für das Wachstum.

grüne und braune Jungunken

 

Jungunken hält man dagegen besser in einem Terrarium mit großem Landteil.

So kann man besser füttern.  In kleinen Wasserschalen kann man Wasserflöhe und Mückenlarven anbieten,

an Land Springschwänze, kleine Kellerasseln, Blattläuse und andere kleine kriechende Insekten.

Über dem Wasserteil des Terrariums kann man einen kleinen Strahler zum Sonnen anbringen.

(Ja, auch das grüne Tier auf dem Foto ist eine kleine Gelbbauchunke!)

 

Im Zimmerterrarium ist eine Vergesellschaftung mit Geburtshelferkröte und Lauffrosch möglich,

wenn für alle Tiere genug Platz ist und vor allem für die Geburtshelferkröten und Laubfrösche ein

großer Landteil angelegt wird. Alle 3 Arten kann man dann in kleinen Gruppfen von 3 bis 5 Tieren zusammen halten.

 

Die Winterruhe ist bei Unken im Vergleich zu den anderen einheimischen Froschlurchen lang.

Sie kommen als letzte aus dem Winterschlaf und sind als erste im Herbst wieder verschwunden.

Im Zimmerterrarium vermindert man die Beleuchtungsdauer über 2 Wochen und füttert in dieser Zeit nicht mehr.

Überwintert werden die Unken in einem Aquarium mit niedrigen Wasserstand (5 cm) in einem Keller oder Kühlschrank

bei möglichst konstanten 5 Grad und dunkel für 10 bis 12 Wochen.

Im Kühlschrank muss regelmäßig kontrolliert werden, da sie hier leicht austrocknen können.

Auch für frische Luft muss im Kühlschrank immer wieder gesorgt werden.

Im Freigehege kann man das Winterquartier (Steinhaufen) auch mit Laub und Reisig zusätzlich gegen Frost schützen.

In strengen Wintern ohne Schnee hilft auch eine alte Decke gegen erfrieren und zu großen Energieverlust der Tiere.

Die letzten sehr kalten Winter haben meine Unken im Freiland ohne irgend welche Verluste überstanden

und sie haben sich gerade in diesem Jahr nach einem sehr ungünstigen Winter besonders gut vermehrt,

was ich leider nicht von allen Arten sagen kann, die ich halte.

 

In der Freien Natur werden vor allem Steinbrüche und Truppenübungsplätze besiedelt,

wo durch Bagger und Panzer immer wieder neue Gewässer entstehen.

Hier haben die Unken und vor allem ihre wenigen Kaulquappen kaum Konkurrenz und Feinde.

Natürliche Biotope sind Quellbereiche von Bächen und Flussauen mit vielen Kleingewässern und Überschwemmungsgebieten.

Besiedelt werden kleine und kleinste Gewässer ohne Pflanzenbewuchs und vor allem ohne Fische.

Dabe bilden die Männchen Reviere in kleinen Rufgemeinschaften,

Weibchen und Jungtiere halten sich meist an den Randgebieten des Biotopes in Pfützen und Verstecken auf.

Der Winterschlaf wird an Land unter Steinen und in Erdlöchern verbracht.

Vergesellschaftet ist die Gelbbauchunke oft mit Geburtshelferkröte, Kreuzkröte, Wechselkröte, Laubfrosch, Kammmolch, Teichmolch, Fadenmolch und Bergmolch.

Auch Blindschleichen, Zauneidechsen, Waldeidechsen und im Rheinland auch Mauereidechsen und Smaragdeidechsen leben in Gelbbauchunken-Gesellschaft.

Natürliche Feinde sind Ringelnatter, Wildschweine, Waschbären, Elstern, Amseln, Igel, Fische, Wasservögel und Libellenlarven.

Auch Katzen sind eine Gefahr für die Kaulquappen.

Ausgewachsene Gelbbauchunken haben durch ihr starkes Hautgift nur wenige natürliche Feinde.

Gelbbauchunken-Biotop in Thüringen im Winter.

Die Pfütze unter dem Eis ist ausgetrocknet und das Eis "schwebt" noch an alter Stelle.

Hier leben auch Laubfrösche, Wasserfrösche, Grasfrösche, Erdkröten,

Kammmolche, Teichmolche, Bergmolche, Waldeidechsen und Blindschleichen.

Leider sind die Unken durch Verbuschung und Aufforstung

dieses ehemaligen Truppenübungsplatzes sehr selten geworden.

Es gibt immer weniger geeignete Gewässer und Wanderwege

in Form von Panzerstraßen fehlen indessen.

 

Was mich besonders freut, ist, dass es nun endlich ein bundesweites

Wiederansiedlungsprojekt für die Gelbbauchunke geben soll.

In den letzten Jahren sind die Gelbbauchunken-Bestände fast überall drastisch eingebrochen.

Diese lustigen Drolle unter den Fröschen haben es verdient, mehr Aufmerksamkeit zu erhalten.

Ich suche noch Gelbbauchunken aus Baden-Würtemberg, 

Rheinland-Pfalz, Hessen, NRW und Niedersachsen,

falls jemand solche Tiere unvermischt hält, würde ich mich über eine Nachricht freuen.

 

Naturbeobachtung:

 

Gelbbauchunken haben früher Flussauen besiedelt.

Heute findet man sie fast nur noch in Tagebauen und auf Truppenübungsplätzen.

Dort sind sie aber leicht zu finden.

Sie leben in kleinsten Gewässern bis hin zu wassergefüllten Granatenhülsen,

wo ich sie selbst schon beobachten konnte.

Je nach Größe des Gewässers rufen ein Männchen oder eine kleine Gruppe.

Die Weibchen und subadulten Jungtiere leben meist einzeln in anderen Gewässern.

Frisch umgewandelte Jungtiere bleiben so lange am Laichgewässer,

bis es austrocknet oder sie wandern bei Regen ab,

um neue Gewässer zu besiedeln.

Es lohnt sich also auch, bei Regen auf Waldwegen und Feldwegen die Augen offen zu halten.

 

In meiner Kindheit habe ich auch eine Gelbbauchunke im Keller meines Elternhauses gefunden.

Der nächste Tagebau, wo Gelbbauchunken lebten, war über einen Kilometer entfernt. 

 

Bei der Beobachtung von Gelbbauchunken in Tagebauen gilt es einige Regeln zu beachten.

Besonders bei Regen sind Steinbrüche und Kiesgruben sehr gefährlich.

Leicht können große Erdrutsche entstehen.

Auch das sich schnell sammelnde Wasser selbst kann gefährlich werden.

Bei großer Hitze braucht man unbedingt genug zu trinken.

In Steinbrüchen gibt es besonders mittags oft wenig Schatten.

Viele Tagebaue sind stillgelegt und zu Erholungsgebieten ausgebaut.

Hier kann man ohne Sorge Tiere beobachten.

In aktiven Steinbrüchen besteht Gefahr durch Sprengungen und Erdrutsche.

Die steilen Abhänge sind oft nicht sicher.

Hier gilt besondere Vorsicht.

In vielen Tagebauen ist allerdings am Wochenende kein Betrieb

und Spaziergängern begrenzt Zugang möglich.

In manchen Tagebauen sind Naturfreunde auch nicht gern gesehene Gäste,

weil die Besitzer Auflagen befürchten,

wenn die dort lebenden Amphibien und Reptilien bekannt werden.

Man sollte sich also vorher erkundigen,

ob und wann eine Begehung solcher aktiven Tagebaue möglich ist.

Natürlich sind auch Reste von Sprengungen eine Gefahr in Steinbrüchen.

Auch wenn man von den Tieren dort begeistert ist,

darf man die Gefahren nie aus den Augen verlieren.

Das Wichtigste ist aber, NIE ALLEIN in Steinbrüchen und Tagebauen gehen.

 

Das gilt auch für Truppenübungsplätze, die genutzt werden.

Auch nicht alle stillgelegten Truppenübungsplätze sind von Sprengmitteln

und Munitionsreste gesäubert worden.

Wie oben geschrieben, habe ich schon in Panzergranaten-Hülsen

Gelbbauchunken beobachtet. 

Viele ehemalige Truppenübungsplätze sind heute Nationalparks.

Hier sollte man sich auch an die Regeln halten.

 

Gelbbauchunken sind wärmeliebende Amphibien.

So sind sie erst aktiv, wenn die Temperaturen längere Zeit über 20 Grad liegen.

Sie sind tag- und nachtaktiv und verbringen die meiste Zeit am Wasser.

Die Männchen rufen nur leise,

aber durch ihre Vorliebe für kleine Pfützen in Wagenspuren, 

kann man sie trotz dem leicht finden.

Im Herbst sind sie auch früh in ihren Winterquartieren.

Nur frisch umgewandelte Jungtiere bleiben noch länger aktiv.

 

In den Alpen konnte ich auch Gelbbauchunken in natürlichen Lebensräumen beobachten.

Hier werden alle möglichen Kleinstgewässer besiedelt,

die genug Sonne abbekommen.

Besonders oberhalb der Baumgrenze gibt es viele geeignete Gewässer.

Aber auch Viehtränken und künstliche Gewässer werden hier besiedelt.

 

Auch im Harz gibt es noch Gelbbauchunken in natürlichen Lebensräumen.

Besiedelt werden Bäche auf Viehweiden und Feldern.

Leider - oder zum Glück! - sind diese Vorkommen nicht vielen Menschen bekannt.

Ein kleines Vorkommen in einem Steinbruch wird sie aber in die Rote Liste

von Sachsen-Anhalt zurückkehren lassen! 

 

 

Kontakt: denny.huschenbett@yahoo.com

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