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Geburtshelferkröte - Alytes obstericans obstericans

 

Geburtshelferkröte - Alytes obstericans obstericans

rufende Geburtshelferkröte

Vorkommen:

Portugal, Spanien, Frankreich, Deutschland bis zum Harz, Schweiz, Belgien

Verbreitungskarte der Geburtshelferkröte - Alytes obstericans obstericans

 

Haltungsbericht:

Freigehege für Geburtshelferkröten, Gelbbauchunken, Kreuzkröten, Wechselkröten und Knoblauchkröten.

 

Die Zucht von Geburtshelferkröten gilt allgemein als sehr schwierig.

Meine Geburtshelferkröten leben in einem großen Freigehege von etwa 4 x 5 Metern.

Es ist eingerichtet mit 2 kleinen Teichen von etwa 80 cm Tiefe und einigen Wasserpfützen, die manchmal austrocknen.

Die Teiche haben Lehm als Bodensubstrat, sind kaum bepflanzt und haben den ganzen Tag Sonne.

Als Verstecke sind Holzbretter und Steinhaufen vorhanden. Eine eingegrabene Regentonne gefüllt mit Steinen und Sand dient als Winterquartier.

Die Wände des Terrariums sind etwas über einen halben Meter hoch, was aber einige Geburtshelferkröten nicht davon abhält, darüber zu springen und im Nachbarterrarium zu landen!

Die freien Stellen zwichen den Teichen und der vergrabenen Regentonne sind mit Beton abgedichtet, so dass auch ein Entweichen nach unten nicht möglich ist.

Auf dem Beton ist Lehm, Sand, Kies und Erde verteilt. So hat jedes Tier die Möglichkeit, sich entsprechend der Temperatur und dem Wetter ein passendes Versteck zu suchen.

Pflanzen gibt es nur wenig und sind als Schattenspender auf einige kleine Ecken beschränkt.

Dies vor allem deswegen, weil die Männchen sonst in zu dichtem Gestrüpp die Eier verlieren können.

 

Die Geburtshelferkröten kommen im Frühjahr schon recht zeitig aus dem Winterschlaf.

Sie sitzen dann oft schon kurz vor der Dämmerung und bei Regen auch am Tage meist auf einem Stein und halten Ausschau nach Futter.

Wenn der Winter so ungünstig war, wie der 2011/12, sollte man dann unbedingt zufüttern.

2011 war es nicht sehr kalt im Dezember und auch der Januar 2012 war noch so warm, dass ich immer wieder aktive Geburtshelferkröten beobachtet habe.

Futter haben sie da aber nicht mehr gefunden und so viel Energie verbraucht.

Der Kälteeinbruch im Februar 2012 kam dann so plötzlich, dass viele Tiere nicht gut versteckt waren, was auch wieder viel Energie gekostet hat.

Daher ist es auch wichtig, dass die Tiere im Herbst gut genährt in den Winterschlaf gehen.

Man muss also auch im Herbst zufüttern.

Im Sommer hingegen sollte sich durch die Teiche genug Futter von allein einfinden.

 

Gefressen werden Heimchen, Mehlwürmer, Regenwürmer, Kellerasseln, Ameisen, Tausendfüßer, Spinnen und andere kriechende Insekten.

Der eigene Nachwuchs wird nicht verspeißt und kann ohne Probleme mit den Eltern zusammen gehalten werden.

Die Kaulquappen fressen Algen und verrottende Pflanzen, brauchen aber auch lehmigen Boden zum gründeln und sie fressen auch Aas.

 

Sobald es abends wärmer ist, beginnt die Paarung.

Die Männchen sitzen dann ab der Dämmerung auf Steinen und rufen die Weibchen, welche umherlaufen und antworten!

Bei Wind rufen die Männchen auch unter ihrem Stein, ebenso am Tage.

Dann ist es fast unmöglich, den Ruf zu lokalisieren und es hört sich manchmal an, als wären sie in Nachbars Garten.

Die Paarung findet dann meist in einem kleinen Lehmloch in der Nähe des Teiches statt.

Wenn das Männchen die Eier befruchtet und aufgenommen hat, verschwindet das Weibchen und das Männchen ruft weiter.

Die Männchen können mehrere Gelege gleichzeitig tragen.

Wichtig ist, sie dann nicht zu stören, da sie bei Stress die Eier abwerfen und sich dann nicht mehr um die Eier kümmern.

Die Gelege sind dann verloren. Ein künstliches Ausbrüten der Eier ist nicht möglich.

Die Eier sind erst hellgelb und werden mit der Zeit dunkler.

Kurz vor dem Schlüpfen sind sie dunkelbraun und man kann die Kaulquappe durchscheinen sehen.

Etwa ab Juni werden dann die fertigen Kaulquappen in den Teichen abgesetzt.

Geburtshelferkröten paaren sich aber den ganzen Sommer lang und es können auch spät im Jahr noch Kaulquappen abgesetzt werden.

Diese überwintern dann im Teich und entwickeln sich im nächsten Jahr gleichzeitig mit den Jungtieren des neuen Jahres, sind aber dann schon deutlich größer.

Die meisten Tiere gehen Ende Juli bis Anfang August an Land.

Junge Geburtshelferkröten sind etwa 1,5 cm lang. Im ersten Jahr können sie etwa auf 2,5 cm heranwachsen.

Kleine Heimchen können zugefüttert werden, damit sie möglichst kräftig in den Winterschlaf gehen.

Im 2. Jahr werden sie dann bis zu 4 cm lang und die Männchen fangen an zu rufen.

Im 3. Sommer können sie sich dann schon vermehren.

 

Geschlechtsunterschiede gibt es kaum. Nur Tiere mit Laichschnüren um die Hinterbeine sind sicher Männchen.

Da aber nicht alle Männchen Laichschnüre tragen und die Weibchen auch rufen können,

kann man Tiere ohne Laichschnur nicht sicher als Männchen oder Weibchen bestimmen.

Sehr alte Männchen habe manchmal "Narben" vom Tragen der Laichschnüre an den Hüften.

Weibchen sind im Frühjahr etwas dicker, als die Männchen.

Im Zimmerterrarium ist vielleicht auch das Verhalten der Tiere besser zu beobachten und so eine Unterscheidung der Geschlechter möglich.

Die Kaulquappen der Geburtshelferkröte werden sehr groß.

Auf der Bauchseite sieht man durch die gläserne Haut den Spiralförmigen Darm.

Die deutlich sichtbaren Nasenlöcher sind auch ein Erkennungsmerkmal.

Die Pupillen sind schlitzförmig und golden gefärbt, wie bei den adulten Tieren.

 

Nachzuchten aus Zimmerterrarien sind mir nicht bekannt.

Ich selbst habe das auch gar nicht erst versucht.

Die richtige Mischung aus hohen Temperaturen, feuchten Stellen und kühlen Bereichen ist wohl im Zimmerterrarium nicht hinzubekommen.

Auch der Bewegungsdrang der Tiere nachts ist groß und kann in den wenigsten Terrarien richtig ausgelebt werden.

Wer das versuchen möchte, muss also ein möglichst großes Terrarium haben.

Steine, Sand und Lehm sind unbedingt notwendig als Substrat.

Der Wasserteil muss nicht groß sein. Ein Sprudelstein sollte vorhanden sein, wenn mit Kaulquappen zu rechnen ist.

Ein kleiner Strahler sollte einen Stein ordentlich erwärmen. Es muss aber unbedingt auch kühlere und feuchte Stellen im Terrarium geben.

Daher ist es vielleicht ratsam, den Strahler nicht den ganzen Tag brennen zu lassen, sondern nur mittags und abends für ein bis zwei Stunden.

Wichtig ist im Zimmerterrarium aber vor allem auch eine abwechslungsreiche Ernährung der Tiere.

Wer ausschließlich Heimchen und Mehlwürmer füttert, braucht wohl nicht auf Nachwuchs zu hoffen.

Abends kann man sprühen und danach füttern, um die Aktivität der Geburtshelferkröten anzuregen.

Man sollte es unterlassen, die Verstecke zu kontrollieren und die Tiere lieber abends zur Dämmerung beobachten,

oder nachts noch mal kurz das Licht einschalten.

2 Wochen vor dem Winterschlaf füttert man nicht mehr und reduziert das Licht nach und nach.

Wenn man einen passenden Kellerraum hat, kann man sie dort überwintern.

Die Temperaturen sollten etwa bei 5 Grad liegen und wenig schwanken.

Daher ist auch eine Überwinterung in einer Box mit feuchtem Sand im Kühlschrank möglich.

Dabe muss allerdings die Feuchtigkeit regelmäßig kontrolliert werden, da sie sonst im Kühlschrank vertrocknen können.

Nach 8 Wochen kann man den Winterschlaf beenden.

Die Tiere müssen dann langsam an höhere Temperaturen gewöhnt werden.

Man erhöht wieder die Beleuchtungsdauer und beginnt nach einigen Tagen wieder zu füttern.

Ähnlich wie beim Feuersalamander sollte man bei Geburtshelferkröten besonders viel Wert auf Hygiene im Terrarium achten.

Gerade mit Mehlwürmern und Heimchen schleppt man leicht Milben ins Terrarium ein.

Pilze können die Laichschnüre befallen und abtöten.

Daher würde ich auch von Pflanzen, Moos, Holz und Erde im Terrarium abraten.

 

Wer Geburtshelferkröten vergesellschaften möchte, muss vor allem schaun, dass die Jungtiere und Kaulquappen nicht gefressen werden.

Molche eignen sich daher nicht.  Kreuzkröten und Wechselkröten können durchaus junge Geburtshelferkröten fressen.

Teichfrösche fressen sowohl die Kaulquappen als auch ausgewachsene Geburtshelferkröten ohne Probleme!

Gelbbauchunken und Knoblauchkröten sind gut zur Vergesellschaftung mit Geburtshelferkröten geeignet.

Auch Zauneidechsen und andere kleinere Eidechsen eignen sich dafür.

 

Geburtshelferkröten sind sicher mit die interessantesten einheimischen Amphibien.

Ihre silberne Hautfarbe, die goldenen Augen und purpurnen Punkte an den Seiten des Rückens machen sie zu echten Schmuckstücken.

Leider gibt es nur sehr wenige Züchter und pro Weibchen auch nur wenige Eier pro Jahr.

Daher wünsche ich jedem, der diese Tiere halten möchte, viel Erfolg beim Nachzüchten!

 

In der freien Natur leben Geburtshelferkröten heute vor allem noch in Steinbrüchen, Tagebauen, Viehtränken und Gartenteichen.

Natürliche Biotope werden noch im Harz bewohnt, wo sie in Karstgewässern und an Steilufern von Bergbächen lebt.

Die Geburtshelferkröte liebt windgeschützte, vollsonnige Biotope.

Es muss sauberes Wasser vorhanden sein und es darf auch nicht zu trocken sein.

Sie ist sehr früh im Jahr aktiv und kann in warmen Wintern sogar ganzjährig aktiv bleiben.

Die Laichschnüre werden nach der Befruchtung an Land vom Männchen bis zum Schlupf der Kaulquappen aufgenommen.

Es wickelt sie sich um die Hinterbeine und sorgt für die richtige Temperatur und Feuchtigkeit.

Zum Schlupf wandert das Männchen an ein Gewässer.

Gefressen werden kriechende Insekten, Spinnen, Asseln und Würmer.

Sie können sehr gut klettern und hoch springen und gut an ein Leben im Gebirge angepasst.

In diesem Steinbruch im Siebengebirge lebt wohl eine der größten Geburtshelferkröten-Populationen.

Bei schwülem Wetter kann man abends viele hundert Männchen rufen hören.

Die Gewässer am Grund des Steinburchs werden als Laichgewässer genutzt und sind immer voll mit Kaulquappen,

da ein großer Teil in den Gewässern überwintert.

Die Geburtshelferkröten leben in den Abbruchkanten.

Hier gibt es auch Erdkröten, Gelbbauchunken (Einzeltiere), Grasfrösche, Teichfrösche (nur auf der Bergkuppe, nicht im Steinbruch), Teichmolche, Bergmolche, Kammmolche,

Zauneidechsen, Blindschleichen und auf den bewaldeten äußeren Hängen Feuersalamander.

Kreuzkröten, Wechselkröten und Schlingnattern fehlen, obwohl der Steinbruch sicher geeignet wäre.

Auch Mauereidechsen und Waldeidechsen konnte ich noch nicht beobachten, obwohl sie in der Gegend vorkommen.

Der Steinbruch wird noch bewirtschaftet und die Geburtshelferkröten sind ohne Zweifel die häufigste Art und kommt damit am besten zurecht.

Als Kind war ich oft in diesem Steinbruch, habe Kaulquappen aus austrocknenden Pfützen gerettet und

die Gelbbauchunken oft zu Hause aufgezogen und dann wieder ausgesetzt.

Auch der Betreiber des Steinbruchs ist bemüht, immer genug Gewässer für die Amphibien zu reservieren,

wo nicht gesprengt und gebaggert wird.

Die Gelbbauchunke ist indessen trotz dem ausgestorben, wenn es nicht noch ein oder zwei Einzeltiere gibt.

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